Nachdem mich das Jahr 2018 bereits mit den Wirtschaftsjunioren nach Hong Kong geführt hat, sollte es ins Silicon Valley gehen. Gemeinsam mit über 20 Junioren aus Karlsruhe ging es von Frankfurt aus für etwas mehr als eine Woche in die Bay Area, nach San Francisco und ins Silicon Valley. Die Kontakte mit Personen und Unternehmen aus der Tech-Branche waren so vielfältig das es schwer fällt, ein Highlight zu benennen. Daher versuche ich auf einzelne Stationen der Reise einzugehen. Die Reihenfolge ist zufällig und nicht chronologisch.
San Francisco
Neben einem Besuch der Außenhandelskammer gleich am ersten Tag, hatten wir auch die Möglichkeit die Stadt zu erkunden und uns einen Eindruck zu verschaffen. Unter anderem hatten wir dafür auch am Wochenende einige Stunden. Diese nutzten einige von uns um auf den Markt zu gehen oder eine Radtour über die Golden Gate Bridge nach Sausalito zu machen oder um mit den berühmten „Cable Cars“ zu fahren.
Natürlich haben wir auch die Möglichkeit genutzt uns einige „Innovationen in freier Wildbahn“ anzuschauen. So betreibt Amazon einige Amazon Go Stores in San Francisco. Aber auch der Besuch des Autodesk-Museum lohnt sich, wenn es die Zeit erlaubt in jedem Fall.
Stanford & Tim Cook
Durch einen großen Zufall haben wir davon erfahren das während unseres Aufenthalts Tim Cook eine Rede an der Stanford University halten würde. Es war die Ansprache an die Absolventen der Hochschule des Jahres 2019. Es war interessant den Chef des wertvollsten Unternehmens der Welt (zu diesem Zeitpunkt) zu hören und was er den Studenten mit auf den weiteren Weg geben wollte. Wer möchte kann sich das gesamte Video der Ansprache einfach bei Youtube anschauen.
Design Thinking bei SAP
Eine große Herausforderung bei Innovationen liegt darin zu prüfen, ob es überhaupt einen Markt gibt oder Zielgruppen bzw. Nutzerbedürfnisse zu definieren. Ein Problem an dem nicht wenige Projekte oder Ideen, auch außerhalb des IT-Umfelds, scheitern. Ein Werkzeug um hier schnell zu einem Ziel zu kommen ist „Design Thinking“. Gefördert durch das „Hasso Plattner Institut“ wird seit einigen Jahren in Stanford auch weiter an dem Thema geforscht. Um so spannender war es für uns einem der zuständigen Professoren direkt über das Thema sprechen zu können.
— Für einige Apple Fans vielleicht interessant. Das Gebäude in dem Steve Jobs damals mit NeXT Computer saß gehört heute zum SAP-Campus in Palo Alto.
CoWorking Spaces fast überall
Ein weiterer Punkt ist das dezentrale Arbeiten was im Silicon Valley fast allgegenwärtig ist. Dies fällt vor allem in CoWorking Spaces auf. Wir haben den wahrscheinlich bekanntesten besucht und uns einen Einblick in die Struktur und das Konzept des HanaHaus geben lassen. Mitten in Palo Alto gelegen, dient das ehemalige Kino gleichzeitig als Café. Der CoWorking Space kann in wenigen Minuten zur Veranstaltungsfläche umgebaut werden. Darüber hinaus können bei Bedarf auch abgeschlossene Besprechungsräume gebucht werden.
PlugAndPlay und German Accelerator
Zu den weltweit bekanntesten Acceleratoren gehört PlugAndPlay. In Deutschland gibt es Partnerschaften mit verschiedenen Universitäten und Konzernen. So wird zum Beispiel die „Startup Autobahn“ von Daimler gemeinsam mit dem Unternehmen aus Sunnyvale betrieben. Bei unserem Besuch haben wir das Konzept und die Möglichkeiten vorgestellt bekommen. Beeindruckend war außerdem welche Unternehmen und Unternehmer mit dem Accelerator verbandelt sind. Ein Highlight unseres Besuchs war in jedem Fall die Pitch-Session bei der wir als Gäste teilnehmen durften. Für mich besonders interessant, da eine der an dem Tag präsentieren Kategorien das Thema „FinTech“ war.
Auch der Besuch beim zweiten von uns besuchten Accelerator war sehr interessant. Wir trafen uns mit Oliver Hanisch einem man kann schon beinahe sagen „Seriengründer“ und der Mitgründer des German Accelerators. Er berichtete uns, das er in kürze ebenfalls nach Baden-Württemberg umziehen werde um eine Stelle als Geschäftsführer bei den Campus Founder in Heilbronn angenommen hatte. Weiter konnte er uns auch einige Fragen beantworten, weshalb amerikanische und deutsche Startups sich sehr unterschiedlich entwicklen und warum es sich lohnen kann mit einer Idee in die USA zu kommen.
Er hob unter anderem auf den Markt ab. Deutschland biete ca. 80 Millionen potentielle Kunden + 8-12 Millionen in Österreich und Schweiz. Danach müsse man spätestens Beginnen weitere Märkte mit einer sprachlichen und kulturellen Hürde zu nehmen. Die USA hingegen bieten einen Markt von über 320 Millionen potentiellen Kunden ohne größere sprachliche Barrieren. Die Ausgangslagen sind also schon sehr unterschiedlich aus einer Wachstumssicht heraus betrachtet.
Apple und Google-Campus
An den beiden Schwergewichten kommt man im Silicon Valley nicht vorbei. Die beiden Unternehmen haben unsere aktuelle Zeit wahrscheinlich geprägt wie kein anderes. Bei Apple haben wir immerhin das Besucherzentrum besuchen können und einen Blick auf die wie ein „Raumschiff“ wirkende Unternehmenszentrale aus der ferne betrachten. Im Besucherzentrum haben wir aber einen pensionierten Mitarbeiter von Apple getroffen. Randy hatte als Ingenieur bei Apple, Xerox und auch zwischendurch bei Motorola gearbeitet. Er hatte Steve Jobs nach eigener Aussage bei Xerox PARC kennengelernt und danach zu Apple gewechselt.
Bei Google hatten wir etwas mehr Möglichkeiten. Durch einen persönlichen Kontakt konnten wir einen Professor vom KIT treffen der seit einiger Zeit für Google arbeitete. Die Gebäude durften wir mit einer Gruppe unserer Größe nicht betreten, dafür konnten wir uns auf dem Campus in den öffentlichen Bereichen bewegen. Im Gespräch konnten wir einiges aus erster Hand über die Kultur von Google erfahren und darüber wie hoch automatisiert standardisierte Abläufe im Unternehmen sind.
Daneben war es spannend zu hören, welche Freiheiten und Möglichkeiten die Mitarbeiter bei Google in einigen Teilbereichen genießen. Vor allem wenn es um Innovationen geht gibt es viel Spielraum was zum Beispiel die Beschaffung von Materialien angeht. In Deutschland gibt es oft sehr enge Beschaffungswege und diese müssen dann dediziert über den Einkauf laufen. Je nach Bereich gibt es aber bei Google einfach Kreditkarten die der Mitarbeiter Nutzen kann um die Beschaffung selbst zu organisieren.
Rede und Antwort müsse man natürlich auf Nachfrage schon stehen aber man kann ein Teil bestellen und direkt am nächsten Tag ohne teure Unterbrechung weiter arbeiten.
Amazon Go
Der nächste Store war von unserem Hotel in der Innenstadt von San Francisco keine 500 Meter entfernt. Natürlich mussten wir die Möglichkeit nutzen einen Blick auf das in der Testphase befindliche Angebot zu werfen. Läden in denen es keine Kassierer und Kassen gibt – entsprechend auch kein warten an den Kassen.
Als ITler wollte ich es genau wissen und herausfinden ob die Technik zuverlässig arbeitete. Der Laden selbst hatte eine Grundfläche von vielleicht 50 Quadratmetern und ein Sortiment das in Deutschland eher mit einem „Rewe to go“ vergleichbar wäre. Aber auch bei Amazon gab es regionale und frische Produkte zu kaufen.
Nach einem schmerzlosen Check in via „Amazon Go“-App auf der mein Amazon-Konto angemeldet war, konnte ich den Laden betreten. Im Laden selbst konnte man sich frei bewegen, die Produkte in die Hand nehmen und wieder zurück stellen. Man konnte die ausgesuchten Produkte einfach in die mitgebrachte Tasche oder den Rucksack stecken. Zum bezahlen musste man den Laden dann einfach noch verlassen. Ca. 30 Sekunden später zeigte die „Amazon Go“-App dann den Einkauf an.
Wie gesagt, als ITler wollte ich es genauer Wissen und zumindest Ansatzweise herausfinden wie das ganze Funktionierte. Die Antwort war sehr einfach. Anstatt auf RFID zu setzen hatte man an der Decke eine Vielzahl von Kameras installiert. Diese Kameras zeichnen den Weg durch den Laden auf und nach dem Verlassen wird das Video analysiert um herauszufinden welche Produkte man mitgenommen hatte. Die Regale selbst kamen ohne sichtbare Sensoren aus.
Als Kunde muss ich sagen war das der entspannteste Einkauf den ich seit langem gemacht habe. Natürlich wird sich eine solche Technik erstmal auf kleinere Läden wie z.B. an Bahnhöfen beschränken. Gerade an Orten an denen Menschen wenig Zeit mitbringen und nur schnell einen Snack oder ein Getränk besorgen wollen würde auch in Deutschland, natürlich mit ausreichender anfänglicher Skepsis und einem Abgesang auf die persönliche Freiheit und das gute alte Bargeld, angenommen werden.
Ich selbst freue mich darauf, wenn ich keine 10 Minuten an einem Kiosk im Bahnhof anstehen muss um einen viel zu teuren Schokoriegel und eine Flasche Wasser zu kaufen.
Marktbesuch in San Francisco
Wirklich großartig war der Besuch des Wochenmarkt am „Ferry Plaza“ in San Francisco. Insgesamt war der unterschied zu einem deutschen Wochenmarkt nicht sehr groß. Die Leute genossen den sonnigen Morgen, kauften ein und unterhielten sich mit mit den Marktleuten. Ein wesentlicher Unterschied war aber die Bezahlung – alle Marktstände akzeptierten Kreditkarten, ApplePay und GooglePay.
Nur eine Woche später konnte ich mich auf einem Wochenmarkt in französischen Provinz selbst davon überzeugen das auch auf diesem Markt ein Großteil der Stände mobiles Bezahlen und Kreditkarten akzeptierten und sogar damit warben.
In Deutschland werden wir leider noch ein paar Jahre brauchen um auf Wochenmärkten ähnlich komfortable und kundenorientierte Bezahlmöglichkeiten anzubieten.
Autodesk Museum
Nur einige Meter vom Ferry-Plaza entfernt befindet sich die Autodesk-Zentrale und auch das Autodesk-Museum. Leider lässt sich der Marktbesuch nicht mit einem Museumsbesuch verbinden da das Museum nur an einigen Tagen in der Woche geöffnet hat. Ein Besuch lohnt sich aber in jedem Fall.
Mein persönliches Resümee der Reise
Es war großartig mit den Wirtschaftsjunioren gemeinsam diese einmalige Möglichkeit zu nutzen. Man konnte viel erfahren und ich bin sehr erstaunt gewesen wie offen und unkompliziert der Dialog mit unseren Ansprechpartnern war. Letztlich erhält man in einer Woche nur ein kurzen Blick auf das besondere Ökosystem und auch 4 Wochen nach der Reise denke ich immer noch über vieles was wir gehört und gesehen haben nach.
Sehr positiv empfinde ich, das ich die gemachten Erfahrungen mit vielen Personen meines persönlichen Umfelds teile. Dies ermöglicht mir auch in den kommenden Wochen und Monaten über die Eindrücke und Impulse zu sprechen und darauf auf zu bauen.
Viele Orte und besuche wie zum Beispiel bei Merck habe ich nicht mehr in den Text aufgenommen und das gehörte und gesehene ist selbstverständlich im Beitrag auch nur kurz „angerissen“.